Freitag, 28. Mai 2010

Eine andere Welt

Meine Woche in einer anderen Welt ist gerade zu Ende gegangen: Keine Begrüßung über eine Gegensprechanlage mit Überwachungskamera am Eingang, kein unfreundliches Sicherheitspersonal, kein Zaun mit Stacheldraht und kein Photoverbot. Kurz, die Atmosphäre im israelischen Staatsarchiv in Jerusalem ist durchaus angenehm; und das im wahrsten Sinne, denn die Klimaanlage gleicht lediglich die sengende Sonne vor dem Fenster aus, ohne gleich für arktische Kälte zu sorgen.

Hinzu kommt, daß ich endlich echtes Papier in die Hand bekam und nicht stundenlang auf eingescannte Dokumente starren mußte. Als ich einen Angestellten schüchtern fragte, ob ich die Quellen photographieren dürfe, schien er verwirrt über die Frage, und als ich dadurch ermutigt dann auch noch wissen wollte, ob ich gar meinen Laptop mit in den Leseraum nehmen dürfe, hat er mich ausgelacht.

Und als ich schon ganz begeistert, das vierzig Jahre alte Protokoll eines Treffens des ehemaligen israelischen Außenministers mit dem damaligen US-Präsidenten in der Linken, die Kamera in der Rechten, auf meinem Monitor las, es sei ein freier W-Lan-Internetzugang gefunden worden, fiel mein Blick zu meiner grenzenlosen Verzückung auf folgenden Hinweis an der Wand:


Angestellter/Forscher/Gast: Bitte bewahren Sie die Stille. Danke.

So macht Arbeiten doch Spaß - dachte ich mir, bis dann plötzlich eine Alarmsirene losheulte und alle freundlich aber bestimmt aufgefordert wurden, sich unverzüglich in den Bunker im Keller zu begeben.


angeleitet wurde die Übung von diesem freundlichen

Herrn (markiert) von einem von Israels geschätzt 178
Sicherheitsdiensten (wegen der Uniformfarbe tippe ich
mal auf eine Einheit der Grenzpolizei)

Diese Woche fand nämlich eine großangelegte Heimatschutzübung statt. Es ging also für zehn Minuten ab in den Keller. Nun habe ich nach all den Wochen im Archiv doch noch etwas erlebt, bevor ich nach Hause fliege.