Montag, 5. April 2010

Bebilderter Pessachgruß aus Kirjat Ono

Als vor knapp 3500 Jahren die Hebräer aus Ägypten auszogen, waren sie ziemlich in Eile. Deswegen hatten sie beim Brotbacken keine Zeit mehr, den Teig gehen zu lassen. Dummerweise fand dieses kleine kulinarische Detail irgendein Chronist so bemerkenswert, daß es Eingang in die Bibel fand. Und deswegen lebe ich armer Goi in Israel seit einer Woche ein tristes, brotloses Leben. Denn es ist Pessach, und an religiösen Feiertagen verurteilen diejenigen, die das mit den Geschichten von vor tausenden von Jahren ein bißchen zu ernst nehmen, den Rest der Bevölkerung mit freundlicher Unterstützung des säkularen Staates, arme Touristen in rein jüdischen Wohnvierteln eingeschlossen, zur Kollaboration bei ihren merkwürdigen Bräuchen, die irgendwie fast immer nur daraus bestehen, auf etwas zu verzichten, das Spaß macht oder lecker ist (Purim bildet da wohl eine Ausnahme). Aber im Moment ist ja ohnehin Hochsaison für die Bekloppten der verschiedensten Denominationen.

Iß doch Matze (nicht Herrn Wittschieben!) zum Frühstück, mit Nuß-Nougat, riet mir meine Mutter.
Denn trockenes Knäckebrot ohne Geschmack kannten die Juden schon, bevor der erste Ur-Schwede herausfand, daß man scharfe Gegenstände nicht nur wunderbar in andere Menschen reinstecken, sondern auch dazu verwenden kann, sich den Urwald aus dem Gesicht zu schneiden. Gesagt, getan (also das Mazze-Essen, nicht das Zotteln-Abschneiden), aber da könnte man sich auch ein dünnes Holzbrett mit Nuß-Nougat bestreichen. Der Beitrag des Mazze-Brots zum Gesamtgeschmack ist etwa vergleichbar, nur funktioniert die Verdauung da besser als bei Zellulose.

Muß ich also auf alternative Nahrungsmittel ausweichen. Ha! Von wegen! Es wäre kein jüdischer Feiertag, wenn man seinen Unannehmlichkeiten so leicht entgehen könnte. Denn um alles richtig zu machen – man weiß ja nie, was der verrückte Alte da oben so im Sinn hat – verzichtet man vorsichtshalber gleich auf alle Nahrungsmittel, die irgendwie „gehen“ könnten (also Teigwaren, aber auch Reis! und sogar Hülsenfrüchte), und zwingt auch alle anderen zum Verzicht. Im Supermarkt sieht das dann so aus.











Um mich von diesem Schock zu erholen, suchte ich bei einem Spaziergang nach den schönen Seiten meiner Nachbarschaft – und fand auch einige.









Neben den hier überall blühenden, leuchtend bunten Bouganvillae stieß ich auch auf einen netten Park. Gan Ha-Giborim heißt er, Heldengarten.
















Solche Kriegerdenkmale gibt es ja auch in Deutschland, aber die Panzer im Sonnenuntergang fand ich dann doch etwas martialisch.

Bei genauerem Hinsehen findet sich dann jedoch die Friedensbotschaft des Parks. Hier wird der Gefallenen der Kriege gedacht in der Hoffnung, daß es keine Kriege mehr geben wird.


Alles in allem ist mein Viertel hier eigentlich ganz schön.

1 Kommentar:

  1. Tja, hättste dich man vorher mit den nötigen Lebensmitteln eingedeckt! Nun heißt es elendig darben.

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