Dienstag, 20. April 2010

Zürcher Intermezzo - Teil II

Ob meine Reisen nach Israel auf mich abfärben? Der Flughafen Zürich hat darum gebeten, daß heute ausschließlich Gäste mit gültigen Buchungen zum Flughafen kommen. Folglich habe ich brav versucht, telephonisch meinen Flug umzubuchen. Das erwies sich als unmöglich, weil bei der Hotline einfach kein Durchkommen war. Eine kurze Prüfung der Onlinebuchungsmöglichkeiten wies mir für Freitag den ersten buchbaren Flug aus. Damit wollte ich mich schon abfinden, doch bin ich dann doch noch in den Bus gestiegen und zum Flughafen gefahren. Im Gepäck meine Kamera, um das Chaos und die Menschenmassen vor den Schaltern zu dokumentieren.

Doch da habe ich wohl die Rechnung ohne die Schweizer Mentalität gemacht. Kein Gedränge, keine Panik, kein Sturm auf die Vertreter der Airlines. Stattdessen stand ich eine knappe halbe Stunde in einer Schlange und bekam dann ohne große Diskussion einen Platz in einem Flieger nach Tel Aviv reserviert. Abflug ist noch heute nacht. Manchmal bringt es also etwas, sich nicht an die Regeln zu halten bzw. den Kontakt von Angesicht zu Angesicht zu suchen. Gut, als waschechter Israeli hätte ich vermutlich an der Schlange vorstürmen und die Dame am Schalter anbrüllen müssen, aber ich kann mich ja nicht von jetzt auf gleich vollkommen Entgermanisieren. Dem würde der Kellner aus der Bar gestern sicher zustimmen, der mich mit "hey Deutscher" ansprach, bevor er nachfragte, welche Größe mein Getränk haben sollte.

So verlasse ich also schon sehr bald das Land des lustigen (und gelegentlich kaum verständlichen) Dialekts, des unbezahlbaren öffentlichen Nahverkehrs und der Unmöglichkeit des einen-einzigen-Schritt-Tuns-ohne-irgendwo-eine-Bank-zu-Sehen und auch die
pittoreske WG mit dem Charme eines rustikalen Bauernhauses auf dem Land, in der ich die letzten zwei Tage gewohnt habe.

Ein Teil dieses Charmes war der Stille geschuldet,
die ungestörtes Arbeiten auf dem Balkon ermöglichte. Seit heute früh merkt man jedoch wieder, daß das Haus quasi direkt neben dem Flughafen steht. Und schon fühle ich mich an den Kühlschrank in Kirjat Ono erinnert...

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