Sonntag, 20. September 2009

Die Sendung mit der Netha

Lach- und Sachgeschichten, heute mit der Netha, einem Kommunikationskurs, dem Erfinder der Medienwissenschaften, jeder Menge blödsinniger Behauptungen und leider ohne die Maus und den Elefanten.

סיפורי צחוק וענין. היום עם נטע, שיעור תקשורת, הממציא של מדע התקשורת, ערמת שטות ובלי העכבר והפיל, חבל

Das war Hebräisch.

Das ist die Netha.


Die Netha ist Lehrerin. Im Herzen ist die Netha aber Oberfeldwebel. Deswegen brüllt sie die ganze Zeit und läßt niemanden ausreden. Wenn sie eine Frage stellt, erwartet sie immer genau ein Wort als Antwort. Und vielleicht noch ein „Sir“ davor und dahinter.

Die Netha unterrichtet Hebräisch in Jerusalem. Zur Zeit gibt sie einen Kurs zum Thema Kommunikation und Medien. Davon hat die Netha keine Ahnung. Klingt komisch, ist aber so.

Als Expertin unterscheidet die Netha zwischen echten Gesprächen – von Angesicht zu Angesicht – und Gesprächen im Internet. Die sind nicht echt. Was daran weniger echt sein soll, will die Netha nicht sagen. Bei Nachfragen meint sie nur: „Wir sind nicht im Philosophie-Unterricht“. Damit hat sie recht – die Netha. Wir sind eher im Kindergarten oder auf einem Kasernenhof. Und da gibt’s keinen Philosophie-Unterricht. Ist schade, ist aber so.

Bei echten Gesprächen muß man sich an vier Regeln halten – sonst ist man böse, sagt der Paul, Paul Grace, sagt die Netha. Eigentlich sagt er das nicht, der Paul. Aber der Paul war Philosoph, und die Netha gibt ja keinen Philosophie-Unterricht. Der wäre ja auch nicht echt, denn echt ist das Gegenteil von philosophisch. Sagt die Netha. Klingt blöde, ist aber so.

Das ist der Harold. Der Harold wohnte in einem ganz kalten Land, in dem es außer dem Harold nur Wälder, Bären und Lachse gab. Eigentlich ist das noch immer so. Außerdem hat der Harold die Medienwissenschaft erfunden – sagt die Netha.

Offensichtlich kennt die Netha weder diesen Harold:




Noch den Paul:


Noch diese Herren:





Er hier war ebenfalls früher da als der Harold.

Allerdings war er eher ein Mann der Praxis.







Der Harold, also der aus dem Land mit den Lachsen, war ein sehr kluger Mann. Denn er hat nicht nur viel gelernt, sondern auch viel gedacht, sagt die Netha. Früher, als es noch keine Schrift gab, konnten die Menschen nicht so viel denken. Die Netha sagt, damals mußte man sich den ganzen Tag erinnern, um nicht alles zu vergessen. Erst als man alles wichtige, zum Beispiel die eigene Telephonnummer, aufschreiben konnte, hatte man Zeit zum Nachdenken. Das war die sogenannte Wissensrevolution. Klingt absurd, ist aber so.

Die Netha sagt, der Harold sagt, das dominante Medium einer Gesellschaft bestimme die Regierungsform. Es gebe demokratische Medien, die sind dezentral mit großer Reichweite und von kurzer Dauer, und autokratische Medien, die sind zentral und furchtbar schwer. Steine zum Beispiel. In die wurde was reingeritzt oder gemeißelt. Und weil die keiner tragen konnte oder wollte und weil die Menschen noch zu sehr mit sich Erinnern beschäftigt waren, um gescheite Maschinen zu erfinden, blieben die Steine vor Ort, wo nur der König sie lesen konnte. Wissen ist Macht, sagt der Sir Francis und auch die Netha, und weil der Bauer im Nachbardorf die Steine des Königs nicht lesen darf, bleibt er dumm und Untertan. Klingt bescheuert, ist aber so.

Autokratische Medien sind also langlebig bei geringer örtlicher Verbreitung. Demokratische Medien hingegen werden weit im Raum verbreitet, nicht aber in der Zeit. Historisch läßt sich das prima belegen. Zum Beispiel mit dem größten Demokraten aller Zeiten. Der GröDaZ hatte einen PR-Beauftragten. Den kennen wir schon von dem Bild weiter oben.
Der Joseph hat 1000 Jahre lang das Volk mit einem weitreichenden aber vergänglichen Medium aufgeklärt. Paßt also, was die Netha sagt.


Ansonsten sagt die Netha noch ganz viele andere komische Sachen.
Zum Beispiel, daß ein einzelner Funke eine Tankstelle in die Luft jagen kann.
Oder aber, daß alle Autisten furchtbar begabt sind und den ganzen Tag Musik machen.
Oder aber, daß Demokratien ihre Bürger über alles Wichtige informieren. Zum Beispiel, daß es eine Bankenkrise gibt, damit alle Bürger schnell noch ihr Geld abheben könne.

Und sowas unterrichtet die Netha jeden zweiten Tag für anderthalb Stunden. Klingt komisch, ist es aber nicht.



* Dieser Text wurde nach Veröffentlichung massiv verändert. Allerdings gehört es weder zu unseren Gepflogenheiten, noch kann man von uns verlangen, Sie darüber zu informieren, weswegen wir Sie bitten, diese Anmerkung nach dem Lesen unverzüglich zu vergessen.
Ihre ZEIT-Online-Redaktion.

1 Kommentar:

  1. Pah, allzu aufmerksam wird hier ja wohl nicht gelesen. Sonst wäre jemandem aufgefallen, daß man das Lachen im Hebräischen natürlich mich chet schreibt und nicht mit hei. Also wirklich, Christian, von Dir hätte ich mehr erwartet.

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