Mittwoch, 23. September 2009

Lieder und Tränen zum Abschied

Der Ulpan neigt sich dem Ende zu. Es bleibt lediglich der große Abschlußtest am morgigen Tag, und so langsam legt sich auch klammheimlich eine gewisse Abschiedsstimmung über die Veranstaltungen. Gestern hatten wir unsere letzte Musikstunde. Ich lerne gern mit Hilfe von Musik, aber das gemeinsame Singen hat mir bisher nicht so gut gefallen, weil ich in diesen Stunden immer den Eindruck hatte, außerhalb der Gruppe zu stehen. Die Gesangslehrerin mußte zumeist lediglich den Titel eines Liedes ansagen oder die ersten Töne auf dem Klavier anstimmen, und schon haben alle mitgesungen. Und ich saß zwischen singenden Amerikanern und suchte in meinen Unterlagen nach dem Liedtext, der mir genauso wenig vertraut war wie die Melodie. Mittlerweile, am Ende des Ulpans, sind mit die Lieder immerhin ebenfalls bekannt. Allerdings saß ich gestern neben einer gemischten Gruppe aus Franzosen und Amerikanern, die ganz offensichtlich vorher eine Wette abgeschlossen hatten, wer am lautesten falsch und vor allem mit stärkstem Akzent singen kann. Diesmal haben die Amerikaner sogar gewonnen, denn die Dame zu meiner Linken hat dermaßen laut Anglo-Hebräisch gebrüllt, daß ich mich konzentrieren mußte, nicht ebenfalls das englische „r“ zu singen.

Damit der geneigte Leser sich einen Eindruck von der israelischen Folklore bei diesen Gesangsstunden verschaffen kann, stelle ich ein paar der Lieder einfach mal hier rein:







Hier ein ebenfalls altes Lied, aber in einer modernen Version aus "Israel sucht den Superstar":






Hier ein besonders beliebtes:



Auch heute, während des regulären Unterrichts haben wir Musik gehört. Ari, unser Lehrer, hat uns ein Lied mitgebracht, und gemeinsam haben wir den Text gelesen. Es handelte sich um ein Kinderlied, welches er selbst als sehr traurig beschrieben hatte. Hier der Text:

אמא אמרה לי: דני,
ילדי הוא גיבור ונבון
ילדי לא יבכה אף פעם
כפתי קטון

אינני בוכה אף פעם.
אינני תינוק בכיין,
ורק הדמעות, הן בוכות
בוכות בעצמן.

פרח נתתי לנורית
קטן ויפה וכחול.
תפוח נתתי לנורית
נתתי הכל.

נורית אכלה התפוח.
הפרח זרקה בחצר
והלכה לה לשחק
עם ילד אחר.

אינני בוכה אף פעם
גיבור אני, לא בכיין!
אך למה זה אמא, למה
בוכות הדמעות בעצמן?

Hier das Lied:


Und als wir dann vom Text aufschauten, stellten wir zu unserem Erstaunen fest, daß unser 30-jähriger Lehrer an seinem Lehrertisch saß, leise weinte und flüsterte, das Lied erinnere ihn sehr an seine Kindheit.

Um das Ganze zu erklären, habe ich mich mal an einer Übersetzung versucht:

Mutter sprach zu mir: Dani,
mein heldenhafter, kluger Sohn.
Mein Sohn weint niemals,
als wäre er ein kleiner Schwächling.

Ich weine nicht, niemals.
Ich bin kein weinerliches Kleinkind.
Das sind bloß die Tränen, die Tränen, die
von sich aus, alleine fließen.

Ich schenkte Nurit eine Blume,
zart, schön und blau.
Einen Apfel schenkte ich Nurit,
schenkte ihr einfach alles.

Nurit aß den Apfel.
Die Blume warf sie in den Hof.
Und sie ging davon
und spielte mit einem anderen Jungen.

Ich weine niemals,
ich bin ein Held, nicht weinerlich!
Aber warum, Mutter, warum
fließen die Tränen von ganz allein?


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Auf Wiedersehen, Hebräische Universität.

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